Die gute alte Schellackpolitur

Ich möchte hier nicht „noch eine Seite“ über Schellack schreiben. Ich habe deshalb die ein oder andere Info die wichtig zur Verarbeitung wäre kurzgehalten und wenn nötig mit Herkunftsnachweis erstellt.


Herkunft

Schellack stammt aus den Ausscheidungen von einem kleinen Insekt, der "Laccifer lacca" der Lackschildlaus. Während der Fortpflanzung ernährt sie sich vom Saft der in China, Thailand oder Indien vorkommenden Bäumen, der aus den Zweigen austritt und scheidet ihn wieder als bernsteinfarbene harzige Substanz aus. Diese Substanz dient als Schutz Eier. Der Kokon ist der Rohstoff für Schellack. Erhältlich in Plattenform oder zerbröselt aber natürlich auch fertig aufgelöst in der entsprechenden Konzentration. Schellack findet Anwendung in vielen Bereichen, hier ist aber nur der Schutz der Holzoberfläche interessant.


Kurzer Ausflug…

In der allg. Zutatenliste steht Schellack als E 904 und wird als Überzugsmittel für Lebensmittel verwendet. Da Schellack aus den Ausscheidungen von Schildläusen hergestellt wird, kann es daher auch nicht als „vegan“ bezeichnet werden. Eigentlich sollte die Brut (der bis zu 300 000 Schildläuse für ca. 1 kg) komplett geschlüpft sein bevor „geerntet“ wird, da verbliebene Schildläuse das Produkt zum Nachteil verfärben und nicht den Fortbestand der Art sichern. Alternativen wären entweder aus Erdöl (natürlich Umwelt und gesundheitlich bedenklich) und Carnaubawachs ( https://de.wikipedia.org/wiki/Carnaubawachs) aus der Caraubapalme, welches geschmacklos und gesundheitlich unbedenklich ist.
https://vgt.at/presse/news/2020/news20200706ih.php


Das richtige Gemisch

Am besten ich ein wieder verschließbares Glas oder eines aus Lösungsmittelbeständigen Kunststoff, Ethanol und das Schellackgranulat. Sowohl Ethanol als auch Brennspiritus können benutzt werden. Beide sind eine organische Kohlenwasserstoffverbindung mit der Formel C2H5-OH. Der Unterschied: Brennspiritus ist eine “Lösung” aus mit mindestens 94 % Ethanol und einem Vergällungsmittel.

  • Schellackpolitur (2-lb. cut): 60 g Schellack in 250 ml Ethanol auflösen.
  • Porenfüller: 100 g Schellack in 100 ml Ethanol auflösen, anschließend mit 75–100 g Bims-Mehl vermischen.

Die Menge des Ethanols und des Schellacks kann nach Bedarf geändert werden da die verschiedenen Poliergänge unterschiedliche „Lösungen“ benötigen.


Die Politur

Zuerst einmal muss der Untergrund, ich gehe mal von einem Instrument aus, final geschmirgelt sein. Keine Unreinheiten, Kratzer etc. da diese nicht vom Bims-Mehl geschlossen werden können. Dieser Vorgang eignet sich nur für Poren im Holz die sonst als kleine Krater oder Dellen (wie Nadelstiche) im Licht zu erkennen wären. Als Vorbereitung für die Grundierung wische ich das Werkstück mit einem Ethanol getränkten Leinentuch ab. 


Der Ballen

Ein ganz wichtiges Werkzeug ist der „Ballen“.
Ich nehme dafür etwas Watte, forme daraus eine ca. 8 cm große eiförmige Kugel und umspanne diese Faltenfrei mit einem Baumwolltuch und dann mit einem Leinentuch. Ähnlich einem kleinen Säckchen. Gelagert wird der/die Ballen in einem verschließbaren Gefäß, damit das Ethanol nicht verfliegt und das Schellack aushärtet. Zum Gebrauch sollte der Ballen immer von der Rückseite befüllt werden. Damit sich das Schellack gleichmäßig durchzieht und auf dem Werkstück verteilt.


Nun kann es los geh'n.

  • Grundieren
  • Poren füllen/versiegeln
  • Schicht-Aufbau
  • Auspolieren


Grundieren

Zum Grundieren am besten eine 1:1-Verdünnung der Stammlösung, also 1 Teil Schellacklösung und 1 Teil Ethanol, mit dem Pinsel oder Leintuch auftragen. Danach 24 Std. trocknen lassen und dann nochmals „final“ (min. 220 Körnung) abschleifen. Diesen Vorgang evtl. wiederholen.


Poren füllen/versiegeln

Mit einem Ballen, mit etwas gröberem Leinen (von hinten befüllt) und 1:1 Grundierung die Oberfläche strichweise einreiben dazu etwas Bims-Mehl darüber stäuben und dieses einarbeiten. Mit kreisenden Bewegungen so lange einarbeiten, bis der Ballen trocken ist. Dies und das “finale“ schleifen kann mehrmals (bis die Poren zur Zufriedenheit geschlossen sind) wiederholt werden.


Schichtenaufbau

Das Aufbauen der Schichten erfolgt mit einem Ballen mit mittlerer Struktur. Wie immer von hinten einfüllen mit ein paar Tropfen Säure- und Wachs-freies Paraffinöl oder Kamelienöl, diagonal und kreisend auftragen, bis das Werkstück vollständig und gleichmäßig behandelt und der Ballen trocken ist. Dies kann je nach Größe schon mal länger dauern.


Auspolieren

Hierzu benutzt man einen „fein“ -strukturierten Ballen. Die erste Politur im Verhältnis 1:1 und die weitern immer mit Alkohol weiter verdünnt. So lange, bis kein Schellack mehr in der Lösung enthalten ist. Dazu immer etwas Öl dazu geben. Die aushärte Zeit nicht vergessen. So entsteht eine besonders harte, gläserne Beschichtung.


Pflege von schellackpolierten Oberflächen ( Wikipedia)

Die Reinigung sollte nur mit einem trockenen, nicht kratzenden, höchstens nebelfeuchten weichen Tuch stattfinden, damit lassen sich auch kleinere Verschmutzungen leicht entfernen. Eine nasse Reinigung sollte vermieden werden. Eine weitere Pflege ist nicht nötig. Keinesfalls sollten irgendwelche anderen Mittel auf die Politur aufgetragen werden, da fast immer kurzfristig Glanz verleihende Öle, im schlimmsten Fall Silikonöle in die Oberfläche eingebracht werden, die eine Politur ernsthaft schädigen können. Insbesondere Mittel zur Auffrischung von Holzoberflächen können der Politur schaden.

Eine „Aufpolieren“ genannte (eigentlich nur bei Möbel) schnell zu erledigende Überarbeitung der Politur durch den Möbelpolierer mit dünner Schellackpolitur im Abstand von ein paar Jahren kann solch eine Oberfläche perfekt pflegen, ist aber meist nicht notwendig und oft auch sehr teuer.

Schellackpolierte Oberflächen sollten keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden, da ein Verbleichen des Holzes und eine Versprödung der Oberfläche mit Rissbildung stattfinden kann.


Mehr ist eigentlich nicht dazu zu sagen. Alles andere ist wie immer. Ausprobieren und "learnig by doing"!


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